· 

Warum Regen Segen bringt (zumindest ein bisschen)

Bachnelkenwurz © Dominic Jahraus/NABU
Bachnelkenwurz © Dominic Jahraus/NABU

In dieser Kolumne soll es eigentlich um Erfreuliches gehen. Also die Art von Erlebnissen, die zeigen, wie sehr die Beschäftigung mit Natur und Artenvielfalt das Leben bereichert.

Leider ist die Nachrichtenlage zu beidem zurzeit derart düster, dass es mir schwerfällt, mit Berichten von stimmungsaufhellenden Naturbeobachtungen dagegenzuhalten.

 

In Brüssel droht das wichtigste Naturschutzgesetz der letzten Jahrzehnte an einer Blockade durch konservative Politiker zu scheitern. Zeitgleich hat die EU-Kommission, unter dem Druck der Bauernproteste, in Jahrzehnten erkämpfte Umweltstandards binnen weniger Wochen sang- und klanglos abgeräumt. Und in Deutschland hat der grüne Wirtschaftsminister angekündigt, für den beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien die ohnehin schon verwässerten Umweltprüfungen komplett abschaffen zu wollen. 

 

Es ist nicht leicht, zwischen solch trostlosen Schlagzeilen noch Hoffnungsschimmer aufzuspüren. Aber einen zumindest finde ich doch: beim Blick auf den Wetterbericht.

Erlenstämme spiegeln sich auf überschwemmtem Waldboden
Bruchwald bei Luhmühlen @ Joh.Romberg

Der sagt für die nächsten Wochen kühle Temperaturen und reichlich Regen voraus. Also die Sorte Wetter, die man üblicherweise als „schlecht“ bezeichnet. Was ich verstehe. Ich gehe auch lieber bei Sonnenschein Vögel gucken, würde lieber heute als morgen meine Winterklamotten in den Schrank räumen, und mein Herz blutet, wenn ich sehe wie sich die durch Dauerregen gestärkte Nacktschnecken-Armada über meine Wildtulpen hermacht.

 

Dennoch überwiegt meine Freude über den Regen. Weil er ein Segen für so viele Pflanzen und Tiere ist, die mir am Herzen liegen:

 

–  für die Knabenkräuter auf unserer Orchideenwiese und all die anderen für unsere Region typischen Gewächse, die dauerhaft „nasse Füsse“ brauchen: Sumpfdotterblumen, Einbeeren, Gagelstrauch und Bachnelkenwurz; 

 

– für die Schwalben, die in diesen Tagen aus dem Winterquartier zurückkehren und sich dann über feuchte Lehmkuhlen freuen, in denen sie Baustoff für ihre Nester finden;

 

Vier gelbschwarze Feuersalamander auf einem Rasen mit welken Blättern
Feuersalamander © Helmut Busch/NABU

–  für die Frösche, Kröten und Molche, die so dringend auf Tümpel und dauerfeuchte Senken angewiesen sind – unsere Amphibienretter haben diesmal besonders viele an Schutzzäunen entlang der Straßen abgesammelt (demnächst hier mehr dazu);

 

– und für die Moore und Bruchwälder, die für unsere Region so charakteristisch sind, die aber in den letzten Jahren stark gelitten haben – nicht nur durch lange Trockenperioden. Bis heute wird ihnen kontinuierlich das Wasser abgegraben, vom Versorger "Hamburg Wasser" ebenso wie durch die flächendeckenden Entwässerungsanlagen der Landwirtschaft.

 

Ich hoffe inständig, dass die sich verschärfende Klimakrise früher oder später zu einem schonenderen Umgang mit unserer wichtigsten Ressource führen wird. Das wäre wirklich mal eine gute Nachricht für die Natur!

Bis dahin freue ich mich über jedes kräftige Regenschauer. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0