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Klimaretter Regenwurm – Wie er den Boden lebendig hält

Der unscheinbare Held des Bodens. (Bild von Franz Rösl, IG gesunder Boden)
Der unscheinbare Held des Bodens. (Bild von Franz Rösl, IG gesunder Boden)

Seit 2005 gibt es jedes Jahr am 15. Februar den internationalen Tag zu Ehren des Regenwurms.

 Zusammen mit der Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. möchten wir diesen kuriosen Feiertag feiern und mit dazu beitragen, den Regenwurm welcher ein wichtiges Schlüsselelement  für einen gesunden Boden und den direkt damit eng verbundenen Ökosystemleistungen und somit auch für unser Klima ist, würdigen.

 

Diese im Erdboden lebenden, gegliederten Würmer aus der Familie der Ringelwürmer und zur Ordnung der Wenigborster gehörend, besetzen für die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit eine Schlüsselposition und sind folglich als Indikator für gesunden, lebendigen Boden von zentraler Bedeutung. Sie gelten als wichtiges Schlüsselelement bei der Erzeugung von Dauerhumus. Weltweit gibt es circa 7000 beschriebene Arten, 1600 davon sind genauer bekannt, 400 Arten leben in Europa, 39 davon allein in Deutschland.

Warum ist der Regenwurm so wichtig?

Heute wissen wir sehr viel mehr über die Aufgaben, Lebensweise und die Bedeutung des Regenwurms. Gärtner, Land- und Forstwirte – ja, wir Alle – tun jedenfalls gut daran, ihn als unseren Freund zu betrachten und angesichts der fantastischen Gratisleistungen, einen möglichst hohen Besatz im Boden anzustreben. In gesunden, humusreichen Böden können mehr als 600 Regenwürmer pro Quadratmeter vorkommen, die jährlich bis zu 80 Tonnen Krümel und Humus (die sog. Ton-Humus-Komplexe) bilden. Einige Regenwürmer ziehen organisches Material, wie z. B. Blätter, nachts in ihre Röhren, wo es weiter zersetzt und gefressen wird. So ist er ein fleißiger und dabei auch kostenloser Helfer, der gerne viele Meter Röhren auch für eine schnelle und tiefe Durchwurzelung des Bodens durch die Pflanzen gräbt. Er lockert und durchmischt dabei den Boden, das fördert die Durchlüftung sowie die Wasseraufnahme. Sein Kot ist dabei ein hervorragender Dünger, der die Bodenbiologie positiv beeinflusst und auch für den Aufbau von Dauerhumus große Bedeutung hat. Er enthält viel pflanzenverfügbaren Stickstoff, Phosphor, Kalium, und viele weitere wertvolle Nährelemente.

 

Foto: Peter Mohr @ Nabu-Hanstedt-Salzhausen
Foto: Peter Mohr @ Nabu-Hanstedt-Salzhausen

 

Auch der Waldboden braucht den Regenwurm

In den letzten Jahrzehnten haben enorme Stoffeinträge (Versauerung, Stickstoffeinträge) den Waldboden stark verändert. So hat sich vor allem in nadelholzreichen Wäldern die Bodendiversität, d.h. die Artenvielfalt im Waldboden und im oberirdischen Teil des Waldes spürbar verschlechtert. Dennoch leben auf einem Quadratmeter Waldboden circa 120 Regenwürmer und übernehmen wichtige Funktionen. Sie sind die Tierart, die nahezu die gesamten Probleme auf einmal beheben können. Sie sind unter anderem verantwortlich für Streuabbau, Humusbildung und durch Ab- und Umbauprozesse die Nachlieferung von Nährstoffen für die Baumwurzeln. In die Röhren der Regenwürmer wachsen gerne Baumwurzeln, die auf diese Weise in tiefere Bodenschichten vordringen können. Auch die speicherbare Wassermenge wird somit für die Wurzeln erhöht und trägt mit dazu bei, Trockenperioden und Extremereignisse in der Natur besser abzupuffern.

Dies bedeutet, dass wir eine gute Umgebung für den „glitschigen Helden“ schaffen und die Wälder besser geschützt werden müssen. Nur so können sich Regenwürmer optimal vermehren und für einen gesunden Waldboden sorgen. Denn während sich der Wald verwandelt und sich an die verschiedenen Herausforderungen der Klimakrise anpassen muss, kann der Regenwurm bei diesem Prozess entscheidend sein. So werden die Wälder gegen die Auswirkungen des Klimawandels widerstandsfähiger.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Regenwürmer wahre Multitalente sind und uns nicht nur zum Beispiel bei der Bodenbearbeitung viel Arbeit abnehmen können, sondern auch für ein ungestörtes, gesundes Pflanzenwachstum sorgen. Dies sollte bei der Bewirtschaftung des Waldbodens, der landwirtschaftlichen Böden und auch der häuslichen Gemüse- und Kräutergärten jedem von uns bewusst sein.

Quelle: https://www.pressenza.com/de/2024/02/klimaretter-regenwurm-wie-er-den-boden-lebendig-haelt/


Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. mit Sitz in Regensburg bildet ein internationales Netzwerk zum Wissenstransfer unterschiedlicher Fachrichtungen mit dem Ziel, wieder gesunde, humusreiche Böden mit hoher Wasseraufnahme und Wasserspeicherfähigkeit aufzubauen. Der Verein versteht sich als Plattform, um altes sowie neues Wissen zu sammeln und es bodeninteressierten Verbrauchern, Verbänden, Institutionen, Landwirten, Tierärzten, Ärzten und Wissenschaftlern zur Verfügung zu stellen. Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. wurde im Oktober 2018 mit dem Umweltpreis der Stadt Regensburg ausgezeichnet.

Weitere Informationen: www.ig-gesunder-boden.de