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Bericht von der Eulenexkursion am 24.2.24

Foto: Nabu-Hanstedt-Salzhausen@Peter Mohr_Mondnacht2
Foto: Nabu-Hanstedt-Salzhausen@Peter Mohr_Mondnacht2

Sternklarer Himmel, ruhiges Wetter, ein strahlender Vollmond – eigentlich beste Bedingungen, um Eulen zu belauschen. Die beginnen bereits ab Ende Januar mit der Balz, und an Spätwinterabenden wie diesem sind sie besonders aktiv. Eigentlich. Leider ließen sich Waldkauz & Co. während unserer Exkursion in die Umgebung von Gödenstorf gar nicht hören, es herrschte Schweigen im Walde. Jörg Kraus, unser Exkursionsleiter, hatte eine Vermutung, woran das lag. Und sorgte dafür, dass wir trotz stummer Eulen zwei ebenso spannende wie stimmungsvolle Stunden in der nächtlichen Landschaft verbracht haben.

Foto: Nabu-Hanstedt-Salzhausen@Peter Mohr_Eulenexkursion
Foto: Nabu-Hanstedt-Salzhausen@Peter Mohr_Eulenexkursion

Jörg Kraus ist Bürgermeister von Gödenstorf, er hat außerdem ein Jagdrevier, das direkt südlich vom Dorf liegt. Und weil er dort seit Jahren mindestens einmal die Woche unterwegs ist, kennt er die Eulen, die dort vorkommen, fast schon mit Vornamen. Er begegnet ihnen vor allem frühmorgens auf dem Weg zu einem seiner Hochsitze oder während seiner Beobachtungen dort – auch Eulen nutzen diese Bauten gern als Ausguck, schließlich sind sie ebenfalls Jäger. Und weil sie nicht nur viel besser sehen, sondern auch hören können – die Bewegungen einer Maus orten sie noch unter einer 50 cm hohen Schneedecke – jagen sie weitaus effizienter als wir Menschen es können. 

Foto: Nabu@Waldkauz_Peter Kühn
Foto: Nabu@Waldkauz_Peter Kühn

Jörg hat in seinem Revier bislang vier Eulenarten gehört und (seltener) auch gesichtet: den Waldkauz, unsere mit Abstand häufigste heimische Eulenart, die Waldohr- und die Schleiereule (sie nistet u.a. in einem Stallgebäude am Dorfrand) sowie den Uhu. Der war Mitte des vergangenen Jahrhunderts bei uns fast ausgerottet; mittlerweile streifen wieder rund 1000 Paare in Deutschland – dank systematischer Auswilderungen über mehrere Jahrzehnte hinweg. 

Warum nun haben sich all diese Eulen bei unserer Exkursion am 24. Februar so gar nicht hören lassen? An unserer Gruppe, so viel ist sicher, lag es nicht – erstens haben wir uns (fast) mucksmäuschenstill und ohne Licht durch die Landschaft bewegt, zweitens lässt sich eine balzfreudige Eule auch nicht durch einen lautstarken Fackelzug vom Rufen abhalten (mehrere Teilnehmer der Vierhöfener Raunacht-Expedition konnten es bezeugen!). 

Foto: Nabu@Waldkauz/Markus Bosch
Foto: Nabu@Waldkauz/Markus Bosch

Jörg vermutete, dass der (wieder mal) ungewöhnlich warme Winter schuld an der Stille der Nacht war. Die milden Temperaturen könnten die Vögel angeregt haben, schon in den ersten Januartagen mit der Balz zu beginnen – entsprechend früher dürften sie damit fertig geworden sein. 

Solche „Frühstarts“ liegen mittlerweile im Trend; wir können es schon in unseren Gärten beobachten: Tulpen und Narzissen treiben bereits im „tiefsten“ Winter aus, Obstbäume verlegen ihre Blüte zunehmend nach vorn, manche Vögel haben bereits mit dem Nestbau begonnen. Dass der Klimawandel die Zyklen der Natur nachhaltig verschiebt, ist längst auch wissenschaftlich nachgewiesen: 80 Prozent aller Pflanzenarten blühen bis zu fünf Tage früher im Jahr, Zugvögel verlegen ihre Rückkehr aus dem Winterquartier sogar um bis zu drei Wochen nach vorn. 

 

Es ist aber nicht nur der Klimawandel, der die Natur in der Nordheide zunehmend verändert: Ein Neubürger, genauer gesagt, Rückkehrer, bringt vertraute Verhaltensmuster heimischer Wildtiere aus dem Takt. Seit mehrere Wölfe die Feldflur rund um Salzhausen durchstreifen, sind Rehe und Wildschweine deutlich scheuer geworden, hat sich das Rotwild komplett Richtung Norden aus dem Staub gemacht. Jäger wie Jörg Kraus haben es dadurch schwerer, Wild aufzuspüren. Anders als viele seiner Berufskollegen sieht Jörg die Ankunft des Wolfs jedoch gelassen, auch weil sich das hiesige Rudel „gut benimmt“: Es hält sich bislang sowohl von Menschen als auch von Weidetieren fern.

Foto: Nabu-Hanstedt-Salzhausen@Peter Mohr_Mondnacht1
Foto: Nabu-Hanstedt-Salzhausen@Peter Mohr_Mondnacht1

Bei unserem Gang durch den nächtlichen Wald kam jedenfalls keine Angst vorm „bösen Wolf“ auf. Wir lauschten den Erzählungen, genossen den Anblick der mondhellen Landschaft und achteten darauf, den Pfützen auf dem Weg auszuweichen – eine vergleichsweise leichte Übung, weil sich selbst mitten im Wald der Vollmond darin spiegelte.

Ganz am Ende der Exkursion ließ sich doch noch eine Schleiereule hören – leider so weit weg und so kurz, dass sie außer Fabian niemand gehört hat. Aber sie war da! Und die anderen bestimmt auch. Wir horchen bei nächster Gelegenheit nochmal nach.    

 

Autorin: Johanna Romberg   


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Foto: Nabu@Karin Assmus
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